Hilfswerk sieht syrische Flüchtlinge als verlorene Generation

Syrische Flüchtlinge im Libanon

Foto: epd-bild / Thomas Lohnes

Flüchtlinge aus Syrien in einem Zeltcamp nahe der Stadt Zahle (Libanon).

Hilfswerk sieht syrische Flüchtlinge als verlorene Generation
Vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien schwindet unter Flüchtlingen in den Nachbarländern die Hoffnung, je wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können.
12.03.2015
epd
Hanna Pütz

"Die steigende Gewalt gegen religiöse Minderheiten durch den 'Islamischen Staat' nimmt den Menschen den Glauben an eine Rückkehr", sagte die Sprecherin der Diakonie Katastrophenhilfe, Anne Dreyer, in der libanesischen Hauptstadt Beirut dem Evangelischen Pressedienst (epd).  Flüchtlinge und Libanesen seien angesichts der schwierigen und aussichtslosen Lage ermüdet. Am 15. März jährt sich Beginn des Syrien-Konflikts zum vierten Mal.

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Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Hungernden 2022 nach Angaben der Vereinten Nationen zwar leicht gesunken. Doch noch immer haben etwa 735 Millionen Menschen nicht genug zu essen.

Derzeit kommen Dreyer zufolge wegen strengerer Kontrollen weniger Syrer in den Libanon. Doch die Infrastruktur gerate angesichts von 1,1 Millionen Flüchtlingen bei knapp fünf Millionen Einwohnern überall an ihre Grenzen. "Das betrifft zum Beispiel die Wasserversorgung und die Unterkünfte," sagte Dreyer. Statt in großen Flüchtlingscamps lebten die Flüchtlinge eher in kleinen Gruppen in Garagen oder provisorischen Hütten. Die Mieten könnten sich Flüchtlingsfamilien nur so lange leisten, bis ihr Geld aufgebraucht sei, dann müssten sie erneut umziehen. Arbeiten dürften sie nicht. Schwarzarbeit reiche nicht, um die ganze Familie durchzubringen. 

"Das Bild der verlorenen Generation wird hier sehr real", erklärte Dreyer. Die Perspektivlosigkeit nehme zu, Bildung scheitere jedoch schon am fehlenden Geld für den Schulbus oder an Sprachbarrieren. Deshalb bildet die Diakonie Katastrophenhilfe im Libanon junge Menschen zum Friseur oder Radiotechniker aus - Syrer und Libanesen. In die Seelsorge-Programme des evangelischen Hilfswerks würden syrische Familien in die Gastgemeinden einbezogen. Vielleicht blieben die Flüchtlinge noch zehn oder 15 Jahre dort: "Deshalb ist es wichtig, ihre Integration zu fördern."

Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" kontrolliert weite Teile Syriens. Die Fanatiker verfolgen vor allem Andersgläubige wie Christen. Seit 2011 starben im Syrien-Konflikt nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 220.000 Menschen. Vier Jahre nach dem Beginn des Bürgerkrieges sind knapp zehn Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht, gut 40 Prozent von ihnen sind jünger als elf Jahre. Ein Viertel aller Menschen im Libanon sind Flüchtlinge.