Menschenrechtler: Fußball-WM in Katar für den Dialog nutzen

Fußball-Skulptur vor der Skyline von Doha.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Fußball-Skulptur vor der Skyline von Doha.

Menschenrechtler: Fußball-WM in Katar für den Dialog nutzen
Der neue Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Rainer Rothfuß, hat sich gegen Forderungen gewandt, die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 wegen Menschenrechtsverletzungen in Katar zu verlegen.

"Menschenrechte werden nicht nur durch Proteste und Ausgrenzung gefördert, sondern auch durch Dialog und das Aushandeln von Verbesserungen", sagte Rothfuß dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Tübingen. Zwar stehe in Katar der Abfall vom Islam unter Todesstrafe, doch daran würde eine Verlegung des Austragungsorts nichts ändern. Deshalb solle die WM zur Förderung der Völkerverständigung genutzt werden.

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Die Regenbogenflagge ist ein Symbol für den Kampf für Gleichberechtigung von Menschen verschiedener sexueller Orientierungen und Geschlechter. In Katar, dem Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2022, ist die Regenbogenfahne und der Kampf, für den sie steht, verboten.
Wo Respekt vor der Kultur in Katar gefordert wird, geht es in Wahrheit oft um die Forderung, bei der Verfolgung von Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben, wegzusehen. Dieser Euphemismus gehört enttarnt und zurückgewiesen.
WM in der Adventszeit
Stadionpfarrer Eugen Eckert liebt Fußball. Noch mehr aber liebt er Weihnachten: Die Kollision der beiden Großereignisse, Weihnachten und Fußball-WM in Katar 2022, zwingt ihn zu einer Entscheidung.

Rothfuß wies zudem auf weitgehend unbekannte Menschenrechtsverletzungen in Thailand hin. Dort würden christliche Flüchtlinge aus Pakistan wie Schwerverbrecher behandelt und in Eisenketten inhaftiert. Einen Anhörungstermin beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen bekämen sie erst nach vier bis fünf Jahren, vorher gebe es keinerlei Unterstützung. Während Thailand im Westen nur als Urlaubsparadies wahrgenommen werde, herrschten dort skandalöse Zustände.

Der neue geschäftsführende IGFM-Vorsitzende Rothfuß war bis März Professor für Humangeographie an der Universität Tübingen. Er bedauert, dass das Thema Christenverfolgung in der Forschung in Deutschland kaum Beachtung finde. Dabei seien weltweit schätzungsweise 85 Prozent aller religiös Verfolgten Christen.