Neudeck fordert Ausbildungs- und Wirtschaftsoffensive für Afghanistan
Der Vorsitzende der deutschen Hilfsorganisation "Grünhelme", Rupert Neudeck, hat für Afghanistan eine große Ausbildungs- und Wirtschaftsoffensive der Bundesregierung gefordert.
Nach der Eroberung der Provinzhauptstadt Kundus durch die Taliban würden sich ansonsten vermutlich Hunderttausende Afghanen auf den Weg nach Deutschland machen, sagte Neudeck der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe): "Wir können diese Bewegung nicht ganz aufhalten, aber vielleicht unterbrechen."
Es gebe in Afghanistan große Traditionen der Textilindustrie sowie große Möglichkeiten in der Autoindustrie und beim Aufbau von mittelständischen Betrieben: "Das müsste jetzt mit staatlicher deutscher Hilfe ganz schnell begonnen werden." Der Ruf der Deutschen sei in Afghanistan weiterhin sehr gut.
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Kritisch bewertete Neudeck den Einsatz der Bundeswehr und die Ausbildung einheimischer Sicherheitskräfte durch deutsche Soldaten. Das sei gefährlich, teuer und zum Scheitern verurteilt. Wichtig sei es daher, möglichst schnell alle Nato-Soldaten und damit auch die Bundeswehr vom Hindukusch abzuziehen.
Der 2003 gegründete Verein "Grünhelme" mit Sitz in Köln setzt sich für den Aufbau von Infrastruktur sowie von sozialen, ökologischen, kulturellen und religiösen Einrichtungen in ehemaligen Kriegs- und Krisengebieten ein. Er betont dabei die Zusammenarbeit von Christen und Muslimen.