Käßmann: Brauchen jetzt diplomatische Verhandlungen

Die evangelische Theologin Margot Käßmann

© Patrick Seeger/dpa

"Ich denke nicht, dass dieser Krieg entschieden wird, indem wir jetzt mehr Waffen liefern", sagte Margot Käßmann im DLF Interview.

Krieg in der Ukraine
Käßmann: Brauchen jetzt diplomatische Verhandlungen
Waffenlieferungen sind nach Auffassung der evangelischen Theologin Margot Käßmann nicht die Lösung für den militärischen Konflikt in der Ukraine. Stattdessen brauche es jetzt möglichst schnell diplomatische Verhandlungen.

"Ich denke nicht, dass dieser Krieg als Kriegsschlacht gewonnen wird", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag im Deutschlandfunk. Es müsse - auch mithilfe von Sanktionen - versucht werden, so schnell wie möglich den Druck zu erhöhen, damit es Verhandlungen gebe. "Ich denke nicht, dass dieser Krieg entschieden wird, indem wir jetzt mehr Waffen liefern", sagte Käßmann weiter.

Die Sanktionen gegen Russland, die jetzt eingeführt würden, hätten schon 2014 eingeführt werden können, betonte die Theologin. "Das langfristige diplomatische Handeln auch durch Sanktionen, das langfristige Investieren in Frieden, das verlieren wir aus dem Blick." Wenn es dann zu einer solchen Eskalation komme, sagten alle, dass jetzt nur noch Waffen helfen würden.

Käßmann ist Unterstützerin des Appells "Demokratie und Sozialstaat bewahren", in dem die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus Kultur, Wissenschaft, Politik, Kirchen, Sozialverbänden und Gewerkschaften eine breite gesellschaftliche Debatte zu dem aktuellen politischen Kurswechsel bezüglich der Aufrüstung nach Beginn des Ukraine-Kriegs fordern. Die Bundesregierung hatte angekündigt, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr im Grundgesetz zu verankern.

"Dass drei Tage nach dem Angriffskrieg die Verteidigungspolitik auf den Kopf gestellt wird, stellen wir in Frage. Es gab keine große gesellschaftliche Debatte", sagte Käßmann. Die Frage sei, wie Deutschland als Land investieren wolle. Dass Rüstung die Antwort auf die Konflikte dieser Welt sei, stelle der Appell infrage.

Mehr zu Ukraine-Russland-Krise
Taube mit Zweig
Geplant ist unter anderem am 23. Februa, dem Vorabend des zweiten Jahrestags, ein Mahngang in Berlin, der vom Brandenburger Tor zur russischen Botschaft führen soll, wie die Evangelische Friedensarbeit im Raum der EKD donnerstags mitteilte.
Margot Käßmann spricht am 25.02.2023 in Bonn während einer Kundgebung des Friedensforum
Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat eine militärische Lösung des Ukraine-Krieges erneut infrage gestellt. "Das sinnlose Sterben der Zivilisten und der Soldaten" müsse so schnell wie möglich enden, sagte sie im Gespräch.