Berlin (epd). Die Direktorin des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Miriam Rürup, blickt mit Sorge auf die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Sollte die AfD die Mehrheit bekommen, wäre das ein Schritt Richtung Ende der Demokratie, sagte die Historikerin dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitag): "Zum einen gesellschaftlich, denn es würde ja bedeuten, dass ein Teil der Gesellschaft die Positionen des Potsdamer Treffens akzeptabel findet beziehungsweise sie eindeutig unterstützt."
Zum anderen gewänne eine demokratiefeindliche Partei mit den Methoden der Demokratie an Macht und könne das Gemeinwesen aushebeln. "Wir sind dann quasi demokratische Geiseln einer antidemokratischen Politik", sagte Rürup. Insofern gelte es unbedingt zu verhindern, dass diese Positionen die Institutionen des Rechtsstaats nach ihren totalitären Vorstellungen politisch gestalten können.
"Wir müssen ja nur nach Ungarn oder Polen blicken", sagte Rürup. Aktuell könne in Polen beobachtet werden, wie mühsam es sei, den rechtsnationalistischen Umbau von Justiz und Medien wieder rückgängig zu machen: "Es ist nicht mehr so viel Zeit, das zu verhindern - fürs Erste ganz konkret in den kommenden Monaten vor den Wahlen."
Rürup sagte weiter, der spontane Protest, der sich nach den "Correctiv"-Enthüllungen über ein rechtes Geheimtreffen in Potsdam in vielen Städten erhoben habe, mache ihr Mut: "Getan ist es damit noch lange nicht, sondern es braucht einen langen Atem - und starke Bündnisse, die über den Wahltag im September hinaus die Demokratie verteidigen."