Bad Arolsen (epd). Das NS-Dokumentationszentrum Arolsen Archives hat dazu aufgerufen, bei der Digitalisierung von Dokumenten über Überlebende aus der Zeit des Nationalsozialismus zu helfen. Im Rahmen der "#everynamecounts"-Challenge ("Jeder Name zählt") sollen anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktags am Samstag (27. Januar) innerhalb einer Woche 30.000 Namen aus der sogenannten Auswandererkartei, die im Staatsarchiv Bremen aufbewahrt wird, digitalisiert werden, wie die Arolsen Archives am Montag in Bad Arolsen mitteilten.
Insgesamt 30.000 Dokumente aus dieser Kartei seien am Montag online veröffentlicht worden. Freiwillige hätten nun bis Sonntagabend um 20 Uhr Zeit, an der Challenge teilzunehmen. Die Eingabe und damit Digitalisierung der wichtigsten Informationen auf den Karteikarten soll laut Arolsen Archives über ein leicht verständliches Online-Tool erfolgen. Wer mitmachen wolle, brauche dazu nur einen Computer mit Internetzugang und "ein paar Minuten Zeit", erklärte die Einrichtung.
Die Bremer "Auswandererkartei" enthält Angaben zu Verfolgten, die nach 1945 über Bremen auswanderten, teilte das Staatsarchiv Bremen am vergangenen Freitag mit. Nach 1945 wanderten Jüdinnen und Juden, ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und andere Verfolgte des NS-Regimes über Bremerhaven unter anderem nach Amerika und Australien aus.
"Die Arolsen Archives wollen den Blick darauf lenken, vor welchen Herausforderungen die Menschen standen, die sich zu einem Neustart in einem fremden Land entschieden", sagte die Direktorin des Dokumentationszentrums, Floriane Azoulay. "Sie brauchten Hilfe, Unterstützung und Verständnis für ihre schwierige Lage. So wie Migranten und Migrantinnen zu jeder Zeit, auch heute."
Die Arolsen Archives sind das weltweit größte Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes.