Missbrauchsbetroffene fordern Konsequenzen in evangelischer Kirche

Missbrauchsbetroffene fordern Konsequenzen in evangelischer Kirche

Betroffene sexualisierter Gewalt haben von der evangelischen Kirche Konsequenzen aus den Ergebnissen der umfassenden Studie über sexualisierte Gewalt gefordert. Die Studie zeige, dass der Föderalismus der evangelischen Kirche "ein Grundpfeiler für sexualisierte Gewalt" sei, sagte Detlev Zander, der Betroffenenvertreter im Beteiligungsforum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, am Donnerstag bei der Vorstellung der Studienergebnisse in Hannover.

Die föderale Struktur verhindere Aufarbeitung. Zander forderte eine übergeordnete Stelle: "Es kann nicht sein, dass jede Landeskirche machen kann, was sie möchte."

Auch Katharina Kracht, die dem früheren Betroffenenbeirat der EKD angehörte und Mitglied im Beirat der am Donnerstag vorgestellten Studie war, kritisierte, die EKD sei "eigentlich ein zahnloser Tiger". Sie forderte Unterstützung des Staates bei der Aufarbeitung. "Die Kirche ist für die Betroffenen kein Gegenüber", sagte sie mit Blick auf Ergebnisse der Studie, wonach Betroffene oftmals keine hilfreiche Reaktion der evangelischen Kirche erlebt haben. Benötigt würden externe Stellen, an die sich Betroffene wenden können, sagte Kracht.

Der interdisziplinäre Forschungsverbund "Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen" (ForuM) hat am Donnerstag seine Ergebnisse vorgestellt. Demnach gab es auch in der evangelischen Kirche und Einrichtungen der Diakonie weit mehr sexualisierte Gewalt als bislang angenommen. Die Studie bescheinigt der evangelischen Kirche zudem spezifische Risikofaktoren und einen mangelhaften Umgang mit Betroffenen in der Vergangenheit. In der föderalen Verfasstheit in 20 Landeskirchen sehen die Forscher ein Hindernis für die Aufarbeitung.