Berlin (epd). Die Betroffeninitiative "Eckiger Tisch" dringt nach der Veröffentlichung der evangelischen ForuM-Studie auf die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in den Kirchen durch den Staat. Entsprechende Aufarbeitungsstrukturen seien lange überfällig, sagte der Sprecher des "Eckigen Tisches", Matthias Katsch, am Donnerstag in Berlin. Er warf der evangelischen Kirche zugleich vor, sich bei der Missbrauchsaufarbeitung jahrelang hinter der katholischen Kirche versteckt zu haben.
Die Kirchen hätten Schuld und Verantwortung auf sich geladen. "Sie haften nach unserem Grundgesetz von Amts wegen dafür", sagte Katsch. Auf eine erschütternde Studie müsse wirklich Aufklärung und Aufarbeitung folgen. "Es ist Zeit, dass die Opfer angemessen entschädigt werden", forderte der Betroffenenvertreter.
Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragtes unabhängiges Forscherteam hatte zuvor in Hannover seine Studie vorgestellt, in der von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede ist. Danach hat es sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirche in größerem Ausmaß gegeben als bislang angenommen. Die Forscher entdeckten spezifische Risikofaktoren, die Missbrauch und auch dessen Vertuschung in der evangelischen Kirche und der Diakonie begünstigt haben.