Erneut zahlreiche Demonstrationen gegen rechts

Erneut zahlreiche Demonstrationen gegen rechts
Abermals gehen in vielen Städten Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße - allein in Düsseldorf waren es 100.000 Demonstranten. In Osnabrück warnte Verteidigungsminister Pistorius in scharfen Worten vor der AfD.

In vielen Städten haben am Wochenende erneut jeweils Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert. Allein in Düsseldorf gingen nach Polizeiangaben am Samstag 100.000 Menschen auf die Straße. In Osnabrück rief Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dazu auf, sich entschlossen für die Demokratie einzusetzen. "Wir stehen zusammen gegen den Hass der Faschisten und der AfD. Wir stehen für die Freiheit und die Menschenwürde jedes Einzelnen, denn die Würde des Menschen ist unantastbar", sagte er.

An der von der SPD initiierten Demonstration in Osnabrück beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 25.000 Bürgerinnen und Bürger. Vor ihnen kritisierte Verteidigungsminister Pistorius die AfD mit scharfen Worten. Wer die AfD aus Protest wähle, "denen muss klar sein, dass sie Faschisten wählen", sagte der gebürtige Osnabrücker und ehemalige Oberbürgermeister der Friedensstadt.

Die Demokratie der Weimarer Republik sei nicht zugrunde gegangen an der Stärke ihrer Feinde, sondern an der Schwäche ihrer Anhänger, warnte Pistorius. In mehr als dreißig weiteren niedersächsischen Städten gingen die Menschen auf die Straße, etwa in Goslar, Hildesheim, Lüneburg, Cuxhaven und Emden.

Zu der Demonstration in Düsseldorf mit 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten die Initiative "Düsseldorf stellt sich quer", der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Düsseldorfer Appell aufgerufen. Auch die NRW-Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, Mona Neubaur (Grüne), beteiligte sich daran. "Düsseldorf steht auf gegen Rechtsradikalismus", erklärte Neubaur.

Der Protestzug war eine von 30 für Samstag geplanten Demonstrationen in Nordrhein-Westfalen. In der Aachener Innenstadt versammelten sich am frühen Nachmittag nach Angaben der Polizei rund 20.000 Menschen.

Zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Hamburg kamen nach Angaben der Klimaschutz-Bewegung "Fridays for Future" (FFF) am Sonntag ebenfalls etwa 100.000 Menschen. Zu der Demo unter dem Motto "Hamburg steht zusammen - für Vielfalt und Demokratie" hatte ein breites Bündnis von rund 40 Vereinen und Organisationen aufgerufen, darunter neben FFF der Sozialverband Hamburg, Greenpeace und der DGB.

Auch in mehreren Städten und Kommunen in Hessen und Rheinland-Pfalz folgten Zehntausende Menschen Aufrufen zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. In Marburg kamen laut Polizei am Samstag 16.000 Menschen zusammen. In Kaiserslautern waren es etwa 6.000.

Seit einem Bericht des Recherchenetzwerks "Correctiv" über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November gibt es bundesweit große Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Laut der im Januar veröffentlichten Recherche wurde bei dem Treffen über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen.

In vielen ostdeutschen Kleinstädten und Kommunen demonstrierten am Wochenende ebenfalls Tausende Menschen gegen Rechtsextremismus. So versammelten sich unter anderem in den sächsischen Städten Bautzen und Plauen jeweils mehr als 1.000 Menschen, in Oranienburg bei Berlin etwa 1.500.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Demonstrationen. "Das tut gut", sagte er in einer zum Holocaust-Gedenktag am Samstag veröffentlichten Videobotschaft. Er appellierte an die Bevölkerung, sich auch abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit für Zusammenhalt und Miteinander einzusetzen.

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, sagte: "Engagierte Bürgerinnen und Bürger und eine entschlossene Zivilgesellschaft sind die besten Bollwerke gegen Fanatismus."

Bereits am Wochenende zuvor waren nach Schätzungen der Polizei bundesweit 900.000 Menschen auf die Straße gegangen.